Vernissage am 5. März 2022, 11 Uhr, Anne Marie Pircher, Raum Nr. 11, Foto/Gedicht/Stimme KIND OF WAR
kind of war
wie eis oder tag
vielleicht auch schatten von weisheit
ich war still, aber nicht blind
begann mich zu teilen, wie frühling von winter
lichtstreif um lichtstreif, hin zu sommer
mein eigenes kidnapping gelang, ich war stolz
im zwielicht des mittags, außer mir
vor glück unter glas, kein schrei
keine dieser tränen, doch dann
kam mein name ins spiel
ich stand auf, sah die welt von anderer seite
still crazy for love
sah mich und mich, ertrug weder gesetz noch licht
es war nicht geburt, es war tod
und doch leben: eine art: krieg
zwischen mir und mir
ich schlug stein um stein, festung
dunkler gangart, die mich verschluckte
fand unter der haut im gezweig der venen
die stimme meiner augen, die farbe
des herzschlags
ich redete und redete in träumen
versprach wiederkehr und aufstand
eine handvoll munition
aus wind und gras
dem stein: himmel
Foto & Text & Stimme: Anne Marie Pircher
Eine Festung kann ein Ort des Schutzes, aber auch ein Ort des Ausgeliefert-Seins bedeuten. Je nach Tageszeit fällt natürliches oder künstliches Licht ein, aber es gibt auch viel Raum für Dunkelheit. Ich spanne den Bogen von einer militärischen Festung hin zu festungsähnlichen Institutionen wie Kirche, Schule, Vereine oder letztlich die Familie. Wer ist wo Garant oder Garantin für die Unversehrtheit der Schutzbefohlenen? Wer weiß, was vorgeht, vorgehen kann? Ich höre Stimmen. Es sind jene von Frauen oder Kindern, auf sich allein gestellt zwischen versteckter Gewalt und Lüge. In ihrer Einsamkeit will ich ihnen begegnen. Das ist meine Mutter Courage. Sie nimmt den Weg über die Kunst, die Poesie. Aus ihr schöpft sie Kraft und gewinnt Resilienz. Je höher die Mauern und das Schweigen, desto stärker ihr Widerstand. Wo Sprachlosigkeit dominiert, zerrt sie trotz der Dunkelheit etwas ans Licht. Und sei es nur ein Zittern oder den stummen Augenaufschlag. (Projektbeschriftung zu meinem Werk)