Rosenquarz, Erzählungen, Skarabaeus/Haymon, Innsbruck, 2007
ISBN 978-3-7082-3220-1 / 3-7082-3220-8
Eine flüchtige Affäre mit Amir, einem iranischen Geschäftsmann, ruft in Paula schmerzhafte Erinnerungen wach: Jahre zuvor, während ihres Studiums in Kalifornien, war der Campus-Kollege, den alle
den „Schah“ nannten, ein schöner, undurchschaubarer Mann aus einer Kultur, die ihr völlig fremd blieb, nach einem gemeinsamen Mittagessen über sie hergefallen, hatte sie vergewaltigt, hatte sie
gedemütigt, seine Spuren auf ihrem Körper, in ihrer Haut hinterlassen. Vieles, was sie damals am „Schah“ fasziniert hatte, findet sie nun in Amir wieder, und lange Zeit weiß sie nicht, was sie in
Amir sehen soll – den Wiedergänger ihres Peinigers oder sein sanftes Gegenstück.
Amir und Paula, Rupert und die rothaarige Frau, mit der er im Pool schwimmt, die unbeholfene Frau in der Buchhandlung oder der Mann im Bus – von ihnen schreibt Anne Marie Pircher in ruhigen
Bildern und mit leisen Klängen. Nicht auf der Suche nach spektakulären Höhepunkten, sondern den Blick auf die schlichten Details gerichtet, begleitet Pircher sie, wandert mit ihnen an der
Gratschneide entlang, die den Alltag vom Phantastischen und Surrealen trennt, und erzählt ihre Geschichten, in denen immer wieder die Magie aufblitzt, die sich in der Realität
versteckt.